ROLLSTUHLFECHTEN
Maurice Schmidt holt EM-Bronze in Paris
17.03.2024
Bei den Europameisterschaften der Rollstuhlfechter in Paris freute sich Maurice Schmidt über den Gewinn der Bronzemedaille im Degeneinzel. Die SVB-Familie jubelte gleichzeitig mit dem Team Ukraine über zwei weitere Gold‑, eine Silber- und eine Bronzemedaille – ein Großteil der Athleten trainiert zurzeit in Böblingen. Für Tim Widmaier erfolgte bei den Meisterschaften eine wegweisende Entscheidung.
Am ersten Wettkampftag standen die Säbelwettkämpfe auf dem Programm. Hier erreichte der Böblinger Tim Widmaier in seiner Startklasse das Säbel-Achtelfinale und belegte im Schlussklassement Rang 16. Heimtrainer Gavrila Spiridon berichtet: „Gegen den Paralympics- und späteren EM-Sieger Adrian Castro aus Polen rauszufliegen, ist wahrlich keine Schande.“ Auch der in Böblingen trainierende Dmytro Serozhenko (Ukraine) schlug sich vortrefflich, er wurde am Ende Achter.
In der Startklasse A waren Maurice Schmidt und Trainingskollege Artem Manko (Ukraine) vertreten. Schmidt war in der Vorbereitung gesundheitlich angeschlagen und nicht topfit angereist. In seiner Paradewaffe Säbel hatte er auf Edelmetall gehofft. Schmidt zog souverän in die Runde der besten Acht ein und unterlag hier dem Italiener Matteo Dei Rossi — Rang Fünf. Der amtierende Weltmeister, Artem Manko, hatte gegen den Ungarn Richard Osvath das Nachsehen, er wurde Zehnter.
„Artem und Maurice sind an einem Toptag für eine Medaille gut. Beide sind bereits für die Paralympics qualifiziert, dann heißt es hopp oder top!“ so Spiridon.
Im Teamwettbewerb gewannen die ukrainischen Athleten mit einem klaren 45:39 gegen Frankreich Gold, Deutschland mit Tim Widmaier und Maurice Schmidt zog sich mit Rang Vier achtbar aus der Affäre. „Wir haben unser Halbfinale mit 44:45 gegen die Franzosen verloren, das war wirklich ein ganz knappes Ding“, ärgerte sich Widmaier im Anschluss über die verpasste Medaille.
Auch im Florett focht sich Widmaier gut durch den Wettbewerb. Erneut traf er in seiner Direktausscheidung gegen einen späteren Sieger – Widmaier belegte Rang 16. Trainingspartner Dmytro Serozhenko holte mit Bronze eine verdiente Medaille. Im Teamwettbewerb wurde die Ukraine Fünfter, gefolgt von Deutschland auf Rang Sechs.
Maurice Schmidt griff am nächsten Turniertag wieder mit dem Degen ins Wettkampfgeschehen ein. Der Böblinger gewann sein Achtelfinalmatch gegen den Briten Joshua Waddell mit 15:10. Im Viertelfinale traf Schmidt auf den Türken Hakan Akkaya, dem er zuletzt beim Weltcup in Washington und bei der WM noch unterlegen war. „Dieses Mal hatte ich mir eine andere Taktik zurecht gelegt und habe mit ganz viel Geduld Treffer um Treffer herausgefochten“, erzählt Schmidt. Sein Erfolg – 15:8 und Einzug ins Halbfinale. Sein nächster Gegner, Oleksii Zakusylov (Ukraine), überraschte Schmidt, der 10:15 unterlag. „Trotzdem — EM Bronze, Podest und schon mal gut in die Pariser Paralympics Venue reingeschnuppert, ich bin erstmal zufrieden“, kommentierte der SVBler sein Ergebnis. Für Tim Widmaier reichte es im Degen für Rang 15, Artem Manko wurde Zwölfter.
Die Degen-Equipe mit Tim Widmaier, Maurice Schmidt, Felix Schrader (Esslingen) und Clemens Cursiefen (Köln) – aktuell allesamt eine SVB Trainingsgruppe — unterlag im Viertelfinale zuerst gegen Italien, schaffte aber in den Platzierungskämpfen mit Rang Fünf das bestmögliche Ergebnis. Die Ukraine mit Artem Manko drehte einen Rückstand im Halbfinale und gewann anschließend den Titelkampf gegen Italien mit 45:38.
Der amtierende WM-Bronzemedaillengewinner Serhii Sheptitskyi (Ukraine) hatte ebenfalls mit einer Medaille geliebäugelt. In der nicht-paralympischen Startklasse C wurde er im Degen Fünfter und im Florett Sechster.
„Für Tim gab es zum Abschluss der Wettkämpfe eine wegweisende Entscheidung“, erzählte Spiridon. Sein Athlet durchlief eine sogenannte „Reklassifizierung“, bei der Widmaiers Handicap neu beurteilt wurde. „Tim darf in Zukunft auch in der Kategorie C starten, wir sind daher sehr gespannt auf seine nächsten Wettkampfergebnisse.“
Steffi SCHMID
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