ROLLSTUHLFECHTEN
SVB Rollifechter überzeugen
Bei der Heim-DM der Rollstuhlfechter dominierten die Lokalmatadoren das Geschehen. Insgesamt sieben Medaillen heimsten Maurice Schmidt (4x Gold) und Tim Widmaier (3x Bronze) ein. Erstmals wurden die Titelkämpfe im Livestream übertragen, die Besucher drängten sich in der Wettkampfhalle.
Am Samstag standen die Säbel- und Florettwettbewerbe auf dem Plan, am Sonntag ging es mit dem Degen hoch her.
Das erste Highlight aus Böblinger Sicht war der Florettwettbewerb der Kategorie B mit Tim Widmaier. Er nutzte seine erste Medaillenchance und erlöste die SVB-Fans gleich im ersten Wettkampf mit dem Gewinn der Bronzemedaille.
Weiter ging es mit den Säbelwettbewerben. In der Kategorie A wuchs ein euphorisierter Maurice Schmidt im Finale über sich hinaus. Er drehte einen 12:14-Rückstand gegen seinen Konkurrenten Azad Abbasov (TuS Makkabi Rostock) und wiederholte seinen Vorjahreserfolg. „Vor all diesen Zuschauern zuhause zu fechten, das war einfach stark“, freute sich Schmidt nach seinem Titelgewinn.
Unter den Augen zahlreicher Gäste, u.a. Böblingens Oberbürgermeister Stefan Belz, den beiden Bürgermeistern der Heimatorte von Schmidt und Widmaier, Thilo Schreiber (Weil der Stadt) und Ekkehard Fauth (Aidlingen), dem SVB-Vorsitzenden Jochen Reisch und Vereinsmanager Harald Link ging es auch in der Kategorie B mit Tim Widmaier ans Eingemachte.
Das Viertelfinale zwischen Joachim Friess (Heidelberg) und Tim Widmaier bot genauso viel Drama. Widmaier geriet schnell in Rückstand und schaffte es nicht, zu Friess aufzuschließen. Friess führte 14:12, ihm fehlte nur noch ein Treffer zur Medaille. Widmaier nahm seinen ganzen Mut zusammen und setzte zwei Einzeltreffer – Ausgleich. Sekunden später setzte der 30-jährige Böblinger den umjubelten Siegtreffer. „Der Wahnsinn“, jubelte Cheftrainer Gavrila Spiridon. Nach einer Niederlage im Halbfinale belegte Widmaier Rang Drei.
Am zweiten Wettkampftag wiederholte das SVB-Duo seinen Erfolg im Degen. Maurice Schmidt, der auch in der U23-Wertung startberechtigt ist, gewann auch hier zweimal: Nach einem klaren 15:2 Erfolg gegen den Kölner Clemens Cursiefen Gold im Degen und nach einem Finalerfolg gegen Julius Haupt aus Weimar Gold im Säbel; Widmaier war am Ende Bronze-dekoriert. Obwohl Widmaier in allen drei Wettkämpfen als Titelverteidiger am Start war, zeigte er sich über sein Bronze-Triple erfreut: „Ich habe alles aus mir herausgeholt, und ich freue mich, dass es zu drei Medaillen gereicht hat.“
Für die Rollifechter ist die Saison nach diesen tollen Meisterschaften gelaufen. „Alle internationalen Wettbewerbe bis einschließlich Mai sind wegen des Corona-Virus abgesagt“, berichtet Cheftrainer Gavrila Spiridon. Er wartet mit seinem Schützling jetzt auf die Entscheidung des internationalen Rollstuhlfechtverbands zur Vergabe der Startplätze für die Paralympics in Tokio 2021. „Vielleicht ist das Ticket für Tokio schon gelöst.“
Großes Lob gab es für die Organisatoren der DM. Abteilungsleiter Jens Kientzle berichtet: „Unser Team hat hier einen super Job gemacht. Das Organisatoren-Trio Uwe Schmidt, Thomas Widmaier und Dimitri Koios hat nicht nur die ganze Vorbereitung gestemmt, sondern auch für einen reibungslosen Ablauf des Wettkampfs gesorgt.“
Die Athleten und angereisten Betreuer fanden ebenfalls nur lobende Worte. „Wir als Sportler haben gemerkt, dass es wirklich ein Wettkampf für uns war“, so Schmidt. „Das äußert sich an vielen Kleinigkeiten, z.B. dem barrierefreien Veranstaltungsort im Hotel Mercure.“ Auch Organisator Dimitrij Koios berichtet, dass „uns hier ein Turnier gelungen ist, das durchaus auf internationalem Niveau mithalten kann.“
Die Ergebnisse:
Aktive, Kategorie A (Fechter mit intakter Rumpfmuskulatur)
- Herrensäbel: 1. Maurice Schmidt (SV Böblingen), 2. Azad Abbasov (TuS Makkabi Rostock), 3. Fietje Blumenthal (TuS Makkabi Rostock) und Julius Haupt (PSV Weimar)
- Herrendegen: 1. Maurice Schmidt (SV Böblingen), 2. Azad Abbasov, 3. Fietje Blumenthal und Sebastian Gadow (alle TuS Makkabi Rostock)
- Aktive, Kategorie B (Fechter mit inkompletter Rumpfmuskulatur, jedoch intakten Armen und Händen)
- Herrenflorett: 1. Holger Kratzat (OSC Berlin), 2. Balwinder Cheema (TuS Makkabi Rostock), 3. Tim Widmaier (SV Böblingen) und Jan-Jörg Winterfeld (TuS Makkabi Rostock)
- Herrensäbel: 1. Balwinder Cheema (TuS Makkabi Rostock), 2. Holger Kratzat (OSC Berlin), 3. Tim Widmaier (SV Böblingen) und Jan-Jörg Winterfeld (TuS Makkabi Rostock)
- Herrendegen: 1. Balwinder Cheema (TuS Makkabi Rostock), 2. Holger Kratzat (OSC Berlin), 3. Tim Widmaier (SV Böblingen) und Hüseyin Gasimov (FC München)
U23, offene Klasse
- Herrensäbel: 1. Maurice Schmidt (SV Böblingen), 2. Julius Haupt (PSV Weimar), 3. Fietje Blumenthal (TuS Makkabi Rostock) und Nils Neumann (SV Esslingen)
- Herrendegen: 1. Maurice Schmidt (SV Böblingen), 2. Clemens Cursiefen (Kölner FK), 3. Fietje Blumenthal (TuS Makkabi Rostock) und Nils Neumann (SV Esslingen)
Steffi Schmid
8.3.2020
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